Es fühlt sich nach "Weg der Besserung" an

Veröffentlicht auf von Der Autorrr

Was ich in den letzten Tagen erlebt habe, hat mich wirklich verletzt und mir einen erneuten Dämpfer verpasst. Die Nachricht, dass meine Ex eine Neue hat und sehr darunter leidet, sie nicht mit nach Hause bringen zu dürfen (ich kann es nicht ertragen, außerdem ist diese Wohnung einfach mein neutrales Rückzugsgebiet. Auch ich würde niemand neues hier herbringen, einfach aus Respekt), die innere und äußere Trennung von so manchem "Freund", der mich nur blockiert und meine Energie raubt... Das alles war doch ziemlich anstrengend. Außerdem stehen gerade wieder Prüfungen an und meine Motivation zu lernen ist äußerst gering.

Was ich "dagegen" am Wochenende gemacht habe, grenzt fast an kindlicher Verdrängung der Tatsachen: Ich habe gefeiert, statt zu lernen, war bei neuen Freunden, die ich noch kaum kenne und hatte göttlichen Spaß. Es war... so befreiend, so voller Freude und vor allem: ich habe mich in einem Freundeskreis gefühlt. Nicht nur ich selbst habe das gefühlt, nein, die Damen haben mich selbstverständlich als Teil ihres "Teams", ihrer "Kommune", wie sie es nannten, bezeichnet. Es war so frei und ungezwungen, für meine Seele einfach Urlaub!

Dennoch, nach 1,5 Tagen mit den zweien, die äußerst anstrengend sind, weil wir so viel gelacht haben, musste ich doch eine kleine Pause einlegen. Außerdem waren Landtagswahlen und ich wollte definitiv noch meine Stimme abgeben und eigentlich noch lernen.

Allerdings wurde ich von meiner Exex, mit der ich noch sehr gut befreundet bin, eingeladen zum Public Wahlergebnis-Viewing in der Stadt. Freunde von ihr, die ich teilweise nur vom sehen kenne, waren auch dabei. Beschwingt vom Vorabend konnte ich recht offen und fröhlich an der Gesellschaft teilnehmen. Nachdem die Tagesschau um 20 Uhr noch die Wahlergebnisse mitgeteilt hat, dachten wir, dass wir genug gefeiert haben und sind noch in eine Kneipe. Und ich hatte wieder ein wundervolles Erlebnis: Eine derer, die ich noch nicht besonders gut kannte, hat sich mit mir über meine derzeitige Lage unterhalten und ich konnte sofort ein gewisses Vertrauen fassen. Etwas, was mir in letzter Zeit sehr abhanden gekommen war. Denn ich habe gemerkt, dass ich nur authentisch bin und Situationen genießen kann, wenn ich mich öffne, mein Herz öffne, Vertrauen fasse. Wir waren auf einer Wellenlänge und es war ganz anders, aber ebenso befreiend, ungezwungen und schön, wie der verrückte Abend davor.

Als ich nach Hause gegangen bin, gegen Mitternacht, habe ich mir die Entscheidung offen gehalten, ob ich am nächsten Tag an der Prüfung teilnehme oder krank mache. Für mein Seelenheil waren meine Aktivitäten sehr viel besser geeignet als lernen alleine daheim. Daher habe ich mich entschieden, das als Therapie in einer seelisch-kranken Zeit anzusehen und die Prüfung nach hinten zu schieben und habe mir eine Krankmeldung besorgt.

Wie gesagt, es grenzt an kindlicher Verdrängung der Tatsachen, denn dieses Verhalten ist weder professionell noch vernünftig und daher kaum vertretbar. Aber es hat mir Energie gegeben, einen Frustrationspuffer aufgebaut und mir, das ist das Wichtigste, Lebensfreude geschenkt. Es fühlt sich nach dem "weg der Besserung" an. Ich schreibe diesen Eintrag deswegen gerade jetzt (ich lerne tatsächlich gerade für die Prüfung!), weil meine Ex mir mitgeteilt hat, dass sie ab morgen ihre neue besuchen wird, also wegfahren und ich hier ruhig Party machen kann. Im Endeffekt ein kleiner Angriff. Aber ich konnte es sehr rational sehen und habe nur gefragt, ob sie dann heute Abend etwas essen will. Ich koche immernoch für uns beide, sonst würde ich mich nur schlecht ernähren und ich mag kochen. Für mich ist es wichtig, zu wissen, was abgeht. Daher war noch wichtig, dass ich weiß, wann sie zurückkommt, nicht, weil ich Party machen will oder so, sondern einfach damit ich es weiß. Mein Frustrationspuffer konnte das alles gut auffangen und ich sehe dennoch einen Sinn in den kommenden Tagen, auch wenn in der Wohnung wesentlich weniger Leben und Geräusche sein werden. Alleine leben - das kann ich noch nicht. Ich werde es bald müssen, denn sie sucht eine neue Wohnung, damit wir beide endlich frei sind. Ich merke, dass ich mich hier, daheim, noch unfrei fühle und das ist kein Zustand. Wir müssen uns trennen, räumlich.

Veröffentlicht in Gedanken

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