52. Tag Citalopram - nach einer Woche Urlaub

Veröffentlicht auf von Der Autorrr

Heute morgen bin ich vor meinem Wecker aufgewacht - um 5.30 Uhr. Vorgestern bin ich aus meinem ersten Urlaub seit 2007 zurückgekommen. Es ging nach Israel auf eine Sportveranstaltung. Es war zu über 90% sehr sehr toll dort, einzig die Taxifahrer und der Lagercholler gegen Ende waren negative Erfahrungen. Ich habe ein neues Land gesehen, eine unglaubliche Landschaft, hatte tolles Klima, habe Delphine gesehen, die ganz nah an mir waren, habe super leckere Sachen gegessen und beim Sport recht gut gespielt. Ich wäre auch gerne länger geblieben, denn am Ende habe ich mich vor dem wiederkehrenden Alltag daheim gefürchtet.

Die ganze Zeit dort war ich neutral-stabil, habe mich kaum über Zwischenmenschlichkeiten aufgeregt, die mich früher wahnsinnig gemacht hätten. Ich hatte tiefe Gespräche mit Freunden, habe philosophiert und sehr viel gegessen und Alkohol getrunken. Im Grunde war ich jeden Abend betrunken, da ich mit mehreren auf dem Zimmer geschlafen habe und Angst davor hatte, sie zu wecken, wenn ich nicht einschlafen könnte. Den Urlaub habe ich also sehr genossen und die guten Gefühle und Erlebnisse wirken noch nach.

Mir hat der Urlaub gezeigt, dass ich durchaus dazu in der Lage bin, mich in einem fremden Land, in dem ich zumindest Englisch sprechen kann, durchzuschlagen. Hier wieder daheim kam mir aber schnell der Gedanke, dass ich alleinsein langsam drauf habe, ja sogar in extremen Lager-Situationen brauche, aber ich durch die mir selbst verordnete Abgeschiedenheit keine Chance auf eine Beziehung haben werde. Ja, ich sehne mich noch danach. Sehr sogar.

Am Freitag werde ich wieder eine Therasitzung haben. Ich muss noch mein Erlebtes ordnen und meine neuen Analysen zusammenfassen. Langsam verliere ich den Glauben daran, dass das, was ich unter meinen Brüdern erlebt habe, wirklich nur Lapalien waren. Dass es eigentlich doch ziemlich hart war, was ich da durchgemacht habe. Mein aktuellster Gedanke ist: Ich hatte so selten wirklichen Halt in einer Zeit, in der ein Mensch noch total auf den äußeren Halt in der Familie angewiesen ist.

Ich möchte heute mutig in eine neue Alltagswoche starten, möchte dazu bereit sein, Dinge zu erledigen, die erledigt werden müssen und wieder Ordnung in mein Leben bringen.

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